Auftragstaktik und die preußisch-deutsche Armee 1850-1945: Die Anatomie einer "Hochleistungsorganisation" und die Entmythologisierung ihrer Gegner
Jaap Jan Brouwer
Jaap Jan Brouwer
NEU! Deutschland und die
deutsche Armee verlor zwei aufeinander folgende Kriege. Die Schlussfolgerung,
die hieraus oft gezogen wird, ist die, dass die deutsche Armee nicht in der
Lage war, mit ihren Gegnern fertig zu werden. Dieses Bild wird ständig in der
Literatur und in den Medien verstärkt, wo man nicht zögert Dinge mit scheinbar
hirnlos operierenden deutschen Einheiten zu wiederholen, die von fanatisch
schreienden Offizieren angeführt werden. Nichts von dem war aber weniger wahr.
Denn, so ein Zitat: "Der
Datensatz zeigt, dass die deutschen Truppen besser kämpften als die viel
zahlreicheren, alliierten Armeen, die sie schließlich besiegten. Auf einer
Mann-für-Mann-Analyse verursachten deutsche Soldaten jedoch immer mindestens 50
Prozent höhere Verluste , als die von den gegnerischen Briten und amerikanische
Truppen verursachte Verluste unter Deutschen Soldaten - als sie angriffen und
verteidigten, wenn sie eine lokale, zahlenmäßige Überlegenheit hatten und auch
wenn sie in der Unterzahl waren, aber auch, wenn sie Luftüberlegenheit hatten
oder nicht, wenn sie siegten oder auch nicht ." Oberst Trevor
Dupuy
Schaut man sich allerdings die relative Schlachtfeldleistung der deutschen
Armee an, so stellt man fest, dass die Schlachtfeldleistung
mindestens 150% (II. WK), manchmal sogar 300% (I. WK) höher war als die der
westlichen Alliierten: Im Vergleich zu 1 getöteten oder verletzten deutschen
Soldaten stehen mindestens 1,5 bis 3,0
getöteter oder verwundeter alliierter Soldaten. Erschreckend. Aber wahr. Und
mit Nachweisen belegt.
Die zentrale Frage in diesem Buch ist, warum die deutsche Armee eine viel
höhere relative Schlachtfeldleistung als alle ihre Gegner hatte. Aus Sicht der
Organisations- und Betriebswirtschaft, Soziologie und Psychologie werden
deutsche Armee und Gegner analysiert. Zentrales Element innerhalb der
preußisch-deutschen Armee war die Auftragstaktik, ein Kontrollkonzept, das zwar
aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammte, jedoch sehr weit fortgeschritten
war und ist. Auftragstaktik hatte Eigeninitiative als wesentliches Element und
sie konnte u.U. schnell und selbstständig weitreichende Ergebnisse auslösen.
Darüber hinaus widmeten
die Deutschen den psychologischen und soziologischen Dimensionen der
Armeeorganisationen besondere Aufmerksamkeit. Nicht überraschend, da
Deutschland die Wiege dieser Wissenschaften ist. Sie legten großen Wert auf
besondere Elemente, wie z.B. den Gruppenzusammenhalt und sie hatte ein klares
Bild von der Rolle, die die (Unter-) Offiziere bei der persönlichen und
beruflichen Entwicklung des einzelnen Soldaten, bei der Schaffung von
Gruppenzusammenhalt und bei der Gewährleistung der Sicherheit innerhalb ihrer
Einheiten spielten. Wenn wir alles zusammenfassen: Ein extrem nuanciertes Bild
einer Organisation, die es schafft, eine optimale Mischung aus den oben
genannten und den vielen anderen Faktoren zu erreichen, die in dem vorliegenden
Literaturstück beschrieben und belegt wird. Dies machte die preußisch-deutsche
Armee zu einer beispiellos mächtigen Organisation, die in jener Zeit extrem
widerstandsfähig und agil war. Dann wird klar, warum dies eine echte
"Hochleistungsorganisation" war und welch' enorm gebündelten Kräften
tatsächlich und insoweit die englische und amerikanische Armee in diesem
Bereich gegenüberstand. Zitat:
"Im Gegensatz zu den weit verbreiteten Heldenklischees über »blinden
Gehorsam«, Kadavergehorsam und preußischer Disziplin hatte das deutsche Heer
-spätestens seit Moltke dem Älteren- stets die entscheidende Bedeutung von
Eigeninitiative und Verantwortung -auch auf unterster Ebene- übertragen.“
Martin van Creveld
Die etwas mehr theoretischen Analysen werden jeweils mit ansprechenden Fällen aus dem II. WK illustriert, die zu einer Vertiefung dieser gewonnenen Einsichten führen.
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