Band 2

NEU! Fotografien haben in den Geschichtswissenschaften als historische Quellen lange Zeit eine untergeordnete Rolle gespielt. Für die meisten Historiker waren Bildquellen eher Illustrationen, um Geschichte anschaulich und unterhaltsam präsentieren zu können. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass in den zahlreichen Teildisziplinen der Geschichtswissenschaft visuelle Quellen wie Gemälde, Skulpturen, Drucke, Stiche, Fotografien und Filme eine Schlüsselrolle spielen müssten.

Bilder prägen die Vorstellung von der Geschichte mehr als geschriebene Worte, umso mehr als ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Fotografie das Zeitgeschehen scheinbar objektiv abbildete und damit die Malerei in dieser Funktion weitgehend ablöste. Ungeachtet dessen gelten Fotos als schwierige Quellengattung, da sie vordergründig zwar ein Gefühl der Wirklichkeit vermitteln, gleichzeitig aber eine eigene Realität beinhalten. Folglich muss stets hinterfragt werden, ob es sich um ein authentisches oder arrangiertes Bild handelt.

Über ein Foto kann nur ein Ausschnitt der Wirklichkeit festgehalten werden, da der Blick durch das Objektiv nicht der Wahrnehmung des menschlichen Auges entspricht. Zudem korrespondieren die Einstellung der Kamera und die Einstellung des Fotografen miteinander. Infolgedessen kann ein Foto ein historischer Beweis sein, aber auch ein Arrangement des Fotografen. So waren beispielsweise die preußischen Hoffotografen keine Angehörigen politisch neutraler Nachrichtenagenturen, sondern standen im Dienst der Krone. Form und Inhalt ihrer Fotos waren deshalb Auflagen unterworfen.

In diesem Kontext dürfen Fotos nicht ausschließlich als Spiegel der Realität betrachtet werden, sondern als deren Interpretation, als Auseinandersetzung des Künstlers mit der erlebten Wirklichkeit, als visueller Bestandteil zeitgenössischer Diskurse. Die Nutzung der Fotografie sollte deshalb weitgehend der Veranschaulichung von Fakten dienen, die aus Texten rekonstruiert werden und folglich mit der traditionellen Trennung von Wahrnehmung (Bild) und Verstehen (Text) oder Denken (Text) und Anschauung (Bild) in Verbindung zu bringen ist.

Bildquellen können aber auf der anderen Seite hervorragende Zeugnisse für die materielle Kultur vergangener Zeiten sein. Wie sahen Häuser, Städte und Wohnungen aus, wie kleideten sich die Menschen, welche Werkzeuge und Geräte benutzten sie? Soweit nicht einschlägige Realquellen vorliegen, stützen sich unsere historischen Kenntnisse zu solchen Fragen im Wesentlichen auf Bildquellen. Für die Heereskunde stellt beispielweise die Fotografie eine Quelle ersten Ranges dar. Anhand historischer Fotos können die Trageweise der Uniformen und Ausrüstungsgegenstände sowie etwaige Abweichungen zuverlässig dokumentiert werden. In dieser Hinsicht dürfen Fotografien als „historische Dokumente“ angesehen werden, die Aufschluss über das Erscheinungsbild des Soldaten in der Vergangenheit geben. Auch historische Stadtansichten von Potsdam, dessen bauliche Struktur über die Jahrhunderte hinweg erheblichen Veränderungen unterlag – nicht zuletzt durch die fast gänzliche Zerstörung der Innenstadt im Jahr 1945 – dienen nicht nur dem Vergleich zwischen noch Bestehendem und fotografisch Erfasstem und einst Vorhandenem bzw. im historischen Bildmaterial Konservierten. Mit ihnen wird auch noch einmal das alte Potsdam lebendig, die Soldatenstadt, Zentrum einer jahrhundertalten preußischen Tradition und die Residenz der preußischen Könige. Die Unmittelbarkeit der Bilder und Dokumente sowie die Atmosphäre in den Fotos von den Schauplätzen der Ereignisse lassen den Leser unmittelbar am Geschehen teilnehmen und geben ihm Einblick in bisher unklare Zusammenhänge und Hintergründe. Sie zeigen Straßen, Plätze und Gebäude Gruppenbilder von Offizieren und Soldaten der alten Armee und der beiden Kriegsgenerationen, Aufmärsche, Fahnen, Waffen und Gerät.

  • 736 Seiten
  • über 450 Abb
  • Format ca. 19 x 26 cm
  • deutscher Text
  • Hardcover gebunden.

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