Der Autor zeichnet in dieser Biographie mit klaren Strichen das Leben eines Kolonialoffiziers, dessen Werdegang und Lebenswelt bis 1914 ihn als typischen Repräsentanten adeliger preußischer Militärdynastien ausweisen. Obwohl Lettow-Vorbeck wesentliche Teile seiner Karriere in Übersee verbrachte, z.B. in China, Deutsch-Südwest- und Deutsch-Ostafrika, blieb er in seinem Denken und Handeln ganz mitteleuropäisch geprägt.
 
Vorliegend die glänzend geschriebene Biographie eines der populärsten deutschen Generäle des I. WK. Der Kommandeur der deutschen Schutztruppe in Ostafrika kapitulierte nach erbitterten vierjährigen Kämpfen erst zwei Wochen nach Kriegsende in Europa. Angeblich »im Felde unbesiegt«, wurde er nach 1918 zu einer Ikone der Republikgegner und Kolonialrevisionisten.

Die Darstellung ist für den deutschen Sprachraum zugleich die erste aus den Quellen geschriebene, wissenschaftlich fundierte Geschichte des Krieges in Ostafrika, der Lettow-Vorbeck berühmt machte. Das Buch verdeutlicht, dass dieser Krieg kein »ritterlicher Kampf« zwischen der von ihm befehligten deutschen Schutztruppe und ihren weit überlegenen britischen, südafrikanischen, belgischen und portugiesischen Gegnern war, sondern ein rücksichtsloser Kleinkrieg, der vor allem eine humanitäre Katastrophe für die afrikanische Zivilbevölkerung bedeutete.

Der Autor widmet sich in seiner vorliegenden Arbeit auch der Rolle des »Löwen von Afrika« bei der Instrumentalisierung »seines« Krieges für den Kolonialrevisionismus der Weimarer Republik und des Dritten Reiches, mit dem Lettow-Vorbeck bereitwillig kollaborierte. Die von ihm selbst sorgsam gepflegten Legenden vom ritterlichen Krieg in Ostafrika, von »Heia Safari« und treuen Askaris verschafften dem Pour-le-Mérite-Träger über seinen Tod 1964 hinaus fortdauernde Popularität in der Bundesrepublik und im angelsächsischen Raum. Der Autor leuchtet den gesellschaftlichen Hintergrund aus, vor dem diese Legenden entstehen und überdauern konnten.

  • 435 Seiten
  • 34 Abb
  • deutscher Text
  • Hardcover gebunden mit Schutzumschlag.

Für diese Arbeit wurde der Autor Eckard Michels mit dem Werner-Hahlweg-Preis für Militärgeschichte 2008 ausgezeichnet.